Was tun auf Sizilien wenn der Wind nicht bläst? – Teil II

Im ersten Artikel habe ich euch die Insel Mozia und Èrice vorgestellt und möchte diese kleine Reihe mit Selinunte und dem Riserva Lo Zingaro beenden.

Selinunte

Das südlich von Campobello die Mazara liegende Selinunte ist nach eigener Aussage die größte archäologische Ausgrabungsstätte Europas. Für gerade einmal 6 bzw. 3€ (Personen bis 26 Jahre) erhält man Eintritt zur nicht nur größten, sondern meiner Meinung nach auch schönsten, Ausgrabungsstätte Europas. Selbst das Kolosseum, das Forum Romanum oder Pompeji haben mir nicht so gut gefallen! Die Schönheit Selinuntes rührt vor allem durch das Zusammenspiel der antiken Tempel und der Natur her. Auf der weitläufigen Anlage kann sich die Natur vergleichsweise ungehindert entfalten und die imposanten Tempel fügen sich ideal in dieses Bild.

Vom Haupteingang kommend geht man direkt auf eine Aneinanderreihung von drei Tempeln zu, die durch mehrere Erdbeben im Laufe der Zeit zerstört wurden. Der erste der mehr als 2500 Jahre alten Tempel wurde Mitte des 20. Jahrhunderts teilweise wieder aufgebaut, während die anderen beiden Tempel nach wie vor zerstört sind. Doch die gigantischen Steinhaufen der teilweise mehr als 100 Meter langen Tempel, in denen sich Eidechsen und Geckos tummeln, sind auch sehr enorm imposant und machen es kaum vorstellbar, wie die Tempel damals mit einfachsten Mitteln erbaut wurden.

Nach der Besichtigung der drei Tempel gelangt man entweder per Auto oder mit einem Spaziergang durch schöne Natur zur 1 Kilometer entfernten Akropolis. Auch hier können die Überreste eines Tempels bestaunt werden und gleichzeitig kann man den Blick auf das kristallklare Meer genießen.

Von dort gelangt man zum sogenannten Demeterheiligtum weiter.

Auf dem Rückweg kann man in der Nähe von Campobello die Mazara am Rocche di Cusa, oder auch Cave di Cusa Halt machen. Mit dem selben Ticket kann man hier den Steinbruch besichtigen, aus dem damals die gigantischen Säulen für die Tempel herausgeschlagen wurden. Noch heute sind dort nicht vollendete Säulen zu bestaunen.

Riserva Lo Zingaro

Wer genug von behauenen Steinen hat, kann das Riserva Lo Zingaro, oder genauer gesagt das „Riserva Naturale Orientata Dello Zingaro“, am Nordkap nördlich von Trapani besuchen.

1980 sollte dieser 7 Kilometer lange Küstenstreifen mit einer Straße infrastrukturell erschlossen werden. Aufgrund massiver Bürgerproteste wurde das gesamte Gebiet daraufhin zum ersten Naturschutzgebiet Siziliens erklärt. Zum Glück, denn dieses Gebiet ist einfach traumhaft!

Wenn ihr den Schildern folgt, die ab Castellammare di Golfo den Weg weisen, gelangt ihr über eine abenteuerliche Zufahrtsstraße mit regelrechten Schlaggruben zum südlichen Eingang. Für 5€ pro Person kann man das gesamte Reservat und die vielen kleinen Museen darin besichtigen.

Im Frühjahr steht das gesamte Reservat in seiner vollen Blüte und Farben und Gerüche explodieren regelrecht. Überall hört man es Summen und Rascheln und neben Schlangen, Eidechsen und Hasen kann man auch mit etwas Glück Greifvögel, Stachelschweine, Wildschweine und Füchse beobachten.

Zu Beginn muss man sich für einen von drei Wegen entscheiden: Den Sentiero alto, der bis auf 900 Meter hochführt, einen mittleren Höhenweg der auf über 400 Metern Höhe verläuft und den unteren Weg, der entlang vieler traumhafter Buchten entlangführt.

Mein Tipp: Nehmt auf dem Hinweg den mittleren Weg bis zudem kleinen Borgo Sughero. Nehmt dort die Abkürzung runter in Richtung des unteren Weges. Von dort könnt ihr an den kleinen Mussen und den traumhaften Buchten vorbei wieder in Richtung Auto laufen. Nimmt man sich Zeit für die ein oder andere Pause und erfrischt sich ein wenig in dem kristallklaren Wasser, ist man gute 6 Stunden unterwegs. Eine gute Kondition und festes Schuhwerk sind hier Pflicht!!!

Diese vier „Places to see“ waren mein absolutes Highlight in diesem Urlaub. Doch natürlich gibt es daneben noch unzählige weitere Orte, die einen Besuch wert sind. Wenn ihr eine Reise nach Sizilien plant, empfehle ich euch den Sizilien-Reiseführer von Daniela Schetar und Friedrich Köthe (ISBN 978-3-8317-2623-3). Dieser Reiseführer ist enorm umfangreich und nach Regionen gegliedert. Die Sehenswürdigkeiten sind in übersichtlichen Karten markiert, so dass man sich seine Reise ideal planen kann.

Den Windsurfern unter uns wünsche ich natürlich nie so viel Flaute, dass man allzu viel besichtigen muss! ;) Und in diesem Sinne werde auch ich jetzt wieder meinen Bus packen und in Richtung Puzziteddu fahren und die letzten Tage Wind genießen!