Testbericht ION FUSE 2014

Ende März ist für einen Testbericht für einen Trockenanzug wahrlich etwas spät, vor allem nach diesem „Winter“. Nichtsdestotrotz haben Trockenanzüge ihre Berechtigung, denn auch bei augenscheinlich milden Temperaturen können kalte Wassertemperaturen ohne die richtige Ausrüstung lebensgefährlich werden.

Dies kann Trockenanzüge an manchen Spots, vor allem kalten Bergseen oder der offenen See, noch bis in den April erforderlich machen. Daher hat der Testbericht ION FUSE 2014 durchaus noch seine Berechtigung.

Der Testbericht ION FUSE 2014

Testbericht ION FUSE 2014
Der ION Fuse

Der Fuse wird, wie ein Großteil des angebotenen Equipments in der Windsurf-Branche, jährlich überarbeitet. Ob es sich dabei nur um Änderungen am Design oder wirklich auch um grundlegende Änderungen handelt, sei an dieser Stelle dahingestellt. Auf jeden Fall haben die kontinuierlichen Neuauflagen dazu geführt, dass sich der FUSE seit seinem Erscheinen im Jahr 2010 grundlegend verändert und spürbar verbessert hat. So wird seit diesem Jahr laut Hersteller jeder Anzug vor Auslieferung einer Dichtprobe unterzogen, um Herstellungsmängel sicher ausschließen zu können.

ION schickt den Fuse daher mit folgender Ausstattung in die laufende Saison:

  • 4/3-Millimeter-Neopren (das heißt: 4 Millimeter dickes Neopren am Rumpf, 3 Millimeter an den Extremitäten)
  • Geklebte, staffierte und voll versiegelte Nähte
  • Latex-Manschetten an Hals, Armen und Beinen
  • Wasserdichter horizontaler Rückenreißverschluss
  • Notfall-Pfeife
  • Abnehmbare Kapuze
  • Hero-Meter
  • P_Zip
  • zahlreiche verschließbare Taschen
  • Sanitized Technologie
  • Reflektorstreifen
  • Key-Loop

Angeboten wird der ION Fuse zu einem Ladenpreis von 699€.

Mit dieser ganzen Ausrüstung ist der ION Fuse 2014 besser ausgestattet als so mancher Neuwagen. Auf alle Ausstattungsdetails werde ich im Laufe des Testberichts noch einmal eingehen. Ob sich der doch satte Preis rentiert, erfahrt ihr nun:

An- und Ausziehen und Tragekomfort

Ist man bisher nur gewöhnliche Semidry-Neoprenanzüge gewohnt, ist das Anziehen sowie Tragen des Fuse am Anfang sehr ungewohnt. Durch den weiten Schnitt kommt man leicht rein und auch wieder raus, lediglich die engen Manschetten erschweren die Sache etwas und der horizontale Rückenreißverschluss braucht entweder Übung oder eine dritte helfende Hand zum Schließen und Öffnen. Der weite Schnitt vermittelt einen angenehmen Tragekomfort, lediglich die Manschetten sind anfangs etwas unangenehm. Da es ohne diese nicht möglich wäre, einen Wassereintritt zu verhindern, sind sie ein notwendiges Übel. Außerdem legt sich das unangenehme und einengende Gefühl an den Abschlüssen sehr schnell und man kann den Fuse dann bequem stundenlang tragen.

Bewegungsfreiheit und Schwimmeignung

Vor allem für Windsurfer ist eine nahezu uneingeschränkte Bewegungsfreiheit unglaublich wichtig. Nur so kann man seine Lieblingsmoves meistern, auf Böen oder Wellen reagieren und mit Spaß sicher surfen. Der weite Schnitt trägt hier seinen Teil dazu bei, dass der Fuse beinahe jede Bewegung, und somit jeden Move, auch wirklich mitmacht. Egal ob Backloop, Frontloop, Duck Jibe, Air Jibe oder einfach heizen…der Fuse stört bei keiner Bewegung und steht selbst in der Welle, wo schnelle Reaktionen gefragt sind, nicht im Weg.

Durch eine eingebaute Auftriebshilfe schwimmt man immer sicher an der Wasseroberfläche. Dies ist vor allem im Winter extrem wichtig, wenn einen die Kräfte verlassen sollten. Der Auftrieb reduziert jedoch leider ein wenig die Schwimmeignung. Da man immer nach oben gedrückt wird und somit auf dem Wasser aufliegt, kommt man schwimmend nur langsam voran. Auch der weite Schnitt ist hier eher hinderlich. Der Auftrieb macht es außerdem schwer, unter Wellen hindurch zu tauchen und so der Walze zu entgehen. Leider nicht optimal aber auch ein Antrieb, sein Material nicht zu verlieren oder sich waschen zu lassen! ;)

Wasserdichtheit und Wärmeisolierung

Eindeutig der wichtigste Punkt. Denn ist der Fuse nicht wasserdicht, verdient er auch das Prädikat „Trockenanzug“ nicht, und hält er nicht ausreichend warm, ist er für kalte Jahreszeiten ungeeignet.

Wasserdichtheit:

Der Fuse ist wasserdicht…wenn, ja wenn der Anwender auf den richtigen Sitz der Manschetten achtet und auch sicherstellt, dass die Reißverschlüsse wirklich zu 100% zu sind. Damit habe ich auch gleichzeitig die beiden Schwachstellen des Fuse angesprochen. Wer seine Manschetten zum Beispiel über den Knöcheln trägt, sorgt dafür, dass ein kleiner Spalt zwischen Haut und dem Abschluss entsteht, durch den Wasser eintreten kann. Wer hingegen die Manschetten ein wenig weiter hochzieht, so dass sich diese optimal an die Haut legen können, hat auch kein Problem mit Wassereintritt. Es rentiert sich also hier beim Anziehen, zwei Minuten mehr zu investieren, und sich dafür danach nicht über ein scheinbar kaputtes Produkt zu ärgern.

Ähnliches gilt für die Reißverschlüsse. Die wasserdichten Reißverschlüsse lassen sich nur mit erhöhtem Kraftaufwand öffnen und schließen. Dadurch kann es sein, dass am Ende ein kleiner Spalt offen bleibt, durch den Wasser eintreten kann. Hier muss man also wirklich darauf achten, dass der Schieber in die dafür vorgesehene Endöffnung rutscht. Dann hat man auch hier kein Problem mit Wassereintritt.

Ich hatte jedenfalls nie stehendes Wasser in meinem Anzug und wenn, dann höchstens feuchte Unterarme und -schenkel. Für mich vollkommen zufrieden stellend, vor allem wenn man an die Waschgänge denkt, die der Anzug mit mir in Dänemark durchgemacht hat.

Wärmeisolierung:

Wärmeisolierung hängt natürlich stark mit der Wasserdichtheit zusammen. Tritt, übertrieben gesagt, literweise eiskaltes Wasser in den Fuse ein, ist es natürlich auch mit dem Wärmeerhalt vorüber. Wie aber gerade erwähnt, hatte ich diese Probleme nie und habe mich immer mollig warm gefühlt. Selbst bei längeren Schwimmeinlagen, eiskalten Außentemperaturen und kaltem Wasser wurde mir nicht kalt. So waren drei Stunden Wave-Surfen im vier Grad kalten Nordsee-Wasser keinerlei Problem mehr, obwohl der Anzug aus „nur“ 4 Millimeter Neopren besteht. Wird es noch kälter, ist das Zwiebelprinzip des Rätels Lösung: Durch den weiten Schnitt hat man die Möglichkeit, ausreichend Thermowäsche unter den Fuse zu ziehen. Dies erhöht die Wärmeisolierung nochmals enorm und verlängert so den Surf-Spaß. Teilweise war mir so sogar zu warm in meinem Fuse.

Gadgets

ION hat den Fuse 2014 mit jede Menge gut durchdachter Gadgets ausgestattet. Auf alle möchte ich hier kurz eingehen.

Notfall-Pfeife:

Kapuze mit Notfallpfeife

In der Kapuze des Fuse befindet sich eine hochsee-taugliche Notfall-Pfeife. Laut Hersteller sorgt das einzigartige Design für eine einwandfreie Funktion auch im Wasser und ein extrem lautes Signal. Hier ein Tipp: Vertraut dem Hersteller, dass dieses Ding verdammt laut ist. Ich hatte nach einem Test erst einmal klingelnde Ohren! ;)

Natürlich hofft man, diese Pfeife niemals gebrauchen müssen, so etwas für den Notfall dabei zu haben, finde ich aber eine klasse und richtige Idee. Einziges Manko: Die Pfeife ist in der abnehmbaren Kapuze verstaut. Wer also die Kapuze abnimmt, vergisst sicherlich auch seine Pfeife.

Abnehmbare Kapuze:

Oftmals sind es Kleinigkeiten, die einem das Leben leichter machen. In diesem Fall ist es die Kapuze. Zum einen vermindert die Kapuze den Windchill am Kopf enorm. Dadurch bleibt man länger warm, kann entspannt surfen und ist vor Wind-Kopfschmerzen gefeit. Zum anderen ist die Kapuze dieses Jahr in einem knalligen Signal-Grün gehalten. Das erhöht die Sichtbarkeit des Surfers auch im Wasser enorm. Meiner Meinung nach ein wichtiges Sicherheitsmerkmal.

Reflektor-Streifen:

Die Reflektorstreifen am Hals und den Schultern sollen die Sichtbarkeit des Surfers im Wasser ebenfalls deutlich erhöhen. Dafür sind sie, meiner Meinung nach, jedoch deutlich zu klein und zu spärlich angebracht. Allerdings sind ein paar wenige sicherlich besser als keine.

P_Zip:

P_Zip

Ein Geschenk der Götter! Anders kann man es kaum sagen. Um sich nicht jedes Mal aus dem Anzug schälen zu müssen, wenn der Ruf der Natur ertönt, gibt es an der richtigen Stelle einen extra Reißverschluss. Kurze Pinkelpausen sind somit kein Problem mehr. Man sollte jedoch darauf achten, dass eventuelle Unterwäsche ebenfalls einen schnellen Zugriff zulässt, sonst bringt der Reißverschluss reichlich wenig! Auch sollte man danach darauf achten, den Reißverschluss wieder wasserdicht zu schließen, andernfalls gibt es später eine kalte Überraschung! ;)

Sanitized Technology:

Die Innenseite des Fuse ist speziell behandelt, um schlechte Gerüche, Bakterien und Schimmel vom Trockenanzug fernzuhalten. Tatsächlich hatte ich mit dem Fuse nicht das klassische Problem des Neopren-Geruchs, der einem immer anhaftet, und nach dem Trocken riecht der Fuse wirklich neutral.

Zahlreiche Brusttaschen:

Auf Höhe der Brust gibt es zwei nicht wasserdichte Außentaschen. Ideal um einen Ersatztampen mitzuführen oder vielleicht sein Pausenbrot und eine Maß Bier! ;) Für Surfer mit Autos ohne elektronische Schlüssel auch ideal zum Verstauen des Schlüssels, da man so jederzeit wieder leicht an eben diesen herankommt.

Key-Loop: 

Key_Loop an der Innenseite

Für diejenigen mit neueren Autos und elektronischen Schlüsseln gibt es extra an der Innenseite auf Brusthöhe eine kleine Tasche für den Autoschlüssel. So bleibt dieser sicher trocken und funktionstüchtig. Allerdings kommt man dort auch nicht mehr so leicht hin und muss sich quasi den Fuse schon zur Hälfte ausziehen, um wieder an den Schlüssel zu kommen.

Hero-Meter:

Ein kleines, extrem lustiges kleines Gadget. Am linken Unterarm ist eine Temperaturanzeige angebracht, die sogar ziemlich exakte Werte der Umgebungs- und Wassertemperatur angibt. So kann man seinen persönlichen Kälte-Rekord aufstellen. Natürlich ist dies alles andere als elementar wichtig, es macht aber richtig Laune, die niedrigen Temperaturen auf der Skala zu sehen, während einem selbst richtig mollig warm ist.

Das Herometer gibt die Temperatur ziemlich exakt an…in diesem Fall die Lufttemperatur!

Fazit

Der ION Fuse 2014 ist ein super Trockenanzug, vorausgesetzt der Träger nimmt sich die Zeit, ihn richtig anzuziehen. Der Fuse hat mich in allen Situationen (beinahe) komplett trocken gehalten und, was noch viel wichtiger ist, immer schön warm. So sind auch Winter-Sessions bei Minusgraden sicherlich kein Problem mehr. Die doch sehr stolzen 699 € sind durchaus gerechtfertigt. Schließlich bekommt man, meiner Meinung nach, einen gut durchdachten und extrem sicheren Trockenanzug, der es hinsichtlich der Bewegungsfreiheit sicherlich mit dem ein oder anderen megadicken Semidry aufnehmen kann.

Ohne den Fuse wäre der März-Urlaub im kalten Dänemark kaum möglich gewesen. Jetzt kann ich im Winter nicht nur sicher surfen, sondern auch noch die Anzahl meiner Surftage deutlich steigern, da ich keine monatelange Zwangspause mehr einlegen muss.