Bricht der Flautenfluch?

Kein Wind…damit kann ein Windsurfer – zumindest für einen (sehr) begrenzten Zeitraum – umgehen. Doch hammermäßige Vorhersagen, die in keinster Weise eintreten, sind pure Folter für uns. Und genau so fühlte ich mich, als mich die Vorhersagen in Sardinien an mittlerweile drei Tagen am Stück im Stich gelassen hatten.

Auch Windopfer halfen zwischenzeitlich nicht mehr weiter und so musste ich auf die Gnade des Windgottes hoffen. Zumindest die Vorhersagen schienen auf mein Hoffen einzugehen und zauberten 30 Knoten und mehr auf den Bildschirm meines Smartphones. Doch mein Vertrauen in diese Vorhersagen war nach den vorangegangenen Erfahrungen leicht angeknackst.

Umso glücklicher war ich, als sich  endlich als wahr erwiesen und die kommenden Tage tatsächlich bombastische Bedingungen lieferten.

Da mich die beinahe traumatischen Erlebnisse von La Ciaccia noch immer verfolgten, machte ich mich am ersten Tag erst einmal nicht auf die Suche nach Wellen, sondern surfte eine ausgiebige Runde in Porto Pollo. So wäre es nicht ganz so enttäuschend, wenn die Bedingungen an den anderen Spots wieder nicht das Versprochene hielten.

Nach einer ersten Session machte ich mich noch nass und im Neo  auf den Weg nach Marina delle Rose. Dieser abgeschiedene Spot lässt sich nur auf abenteuerlichen Wegen erreichen, belohnt aber mit feinsten Bedingungen und einer traumhaften und unberührten Natur. Endlich hatte ich meine sardischen Wellen und surfte diese, bis der Wind für weitere Action zu onshore wurde. Aus der schlechten Laune wurde an diesem Tag schlagartig eine sehr gute.

An den nächsten Tage drehte der Wind noch weiter auf, war aber für die Wavespots der sardischen Nordküste zu onshore. Also fuhren wir ans Capo Testa, an dem man bei so Bedingungen einen Wavespots mit sideon von rechts findet. Die Abdeckung durch das Capo machte die teils 40 Knoten etwas surfbarer aber dafür auch böiger. In der Bucht wohlbehütet, stellte ich mich außerhalb der Abdeckung den puren Naturgewalten. Fünf Meter Dünung schob sich in Richtung Sardinien und während mein 5.5er in der Bucht genau richtig war, hätte ich nun mein 3.6er gebraucht. Aus kleinen Sprüngen wurden Flugeinlagen und Grundlegendes wie eine Halse wurden zu wahren Herausforderungen.

So war es auch nicht weiter verwunderlich, dass ich schon nach kurzer Zeit ausgepowert war. Da wir nun schon einmal da waren, besuchten wir das Capo Testa nochmals. Dieses zeigte nun ein völlig anderes Gesicht. In die kleinen Buchten rollten meterhohe Brecher hinein und der Wind pfiff einen beinahe von den windgeschliffenen Felsen. Diese Naturgewalten zu erleben und sich dabei selber so klein und verletzlich zu fühlen, ist einfach einmalig.

Nachdem ich in der ersten Woche nicht auf meine Kosten gekommen bin, hatte ich jetzt noch nicht genug und so ging es für die zweite Session in Richtung Porto Pollo.

Auch am nächsten und letzten windigen Tag bot sich das selbe Bild und ich riggte mein 3.6er auf. Bei dieser Segelgröße hat man so viel Power zur Verfügung, dass aus jedem zaghaften Trick ein regelrechter Powermove wird. Leider riss mir bei einem Backloop eine Böe mein Board weg und ich schnitt mir im Fallen an einer Finne die Hand auf, so dass der Surftag zwangsweise beendet war.

Nichtsdestotrotz kam ich in der zweiten Woche voll auf meine Kosten und verließ die Insel versöhnlich. Auch nächstes Jahr werde ich sicherlich wieder an dem ein oder anderen Mittelmeerspot landen.